Wiedereröffnung der Ahrtalbahn

Manfred Jehnen • 13. Dezember 2025

Wiedereröffnung der Ahrtalbahn am 12.12.2025

Die Ahrtalbahn hat eine spannende Geschichte. Sie wurde als eingleisige Nebenbahn in mehreren Abschnitten von 1880 bis 1888 von Remagen bis Adenau gebaut. Im Zusammenhang mit dem Schlieffen-Plan baute man die Strecke von 1909 bis 1912 von Remagen bis Dümpelfeld zweigleisig aus und führte sie von dort aus weiter bis Ahrdorf. Dort verließ die Strecke das Ahrtal und führte über Hillesheim und Lissendorf nach Jünkerath Am 1. Mai 1913 kam noch die eingleisige Strecke von Ahrdorf bis Blankenheim (Wald) hinzu. Nun konnte man von der Ahrquelle in Blankenheim bis zur Mündung bei Remagen mit der Eisenbahn fahren. Wenn man die Kilometer der Streckenabschnitte Remagen - Adenau, Dümpelfeld - Ahrdorf und Ahrdorf - Blankenheim (Wald) addiert, kommt man auf knapp 86 Kilometer


Das ist längst Geschichte. Der Rückbau passierte in Raten: 1961 wurde die Strecke Ahrdorf - Blankenheim (Wald) stillgelegt, 1973 die Strecke bis Dümpelfeld und 1985 schließlich der Streckenabschnitt von Adenau bis Kreuzberg. Den Abschnitt Kreuzberg - Ahrbrück nahm man wenig später wieder in Betrieb. Damit sind von der einstigen Ahrtalbahn nur noch gut 29 Kilometer geblieben.


Bei dem verheerenden Hochwasser vom 14./15. Juli 2021 wurde dieser Abschnitt in weiten Teilen zerstört. In der Folge entschied man sich, die Strecke in modernisierter Form wieder aufzubauen. Man elektrifizierte die Strecke und stattete sie mit digitaler Stellwerkstechnik aus. Das, was man so mit einem Satz daherschreibt, war eine Mammutaufgabe. Nachfolgend ein paar Zahlen, die die Deutsche Bahn veröffentlicht hat:


  • 29 Kilometer Gleis wurden für die Ahrtalbahn neu gebaut. Dafür wurden 28.000 Schwellen verlegt sowie 36.000 Meter Schienen. 60.000 Tonnen alter Schotter wurden recycelt und neu verlegt.
  • 9 Weichen wurden neu eingebaut. 15 Brücken wurden neu gebaut und 7 Brücken saniert.
  • alle Stützmauern und Durchlässe unter den Bahndämmen, z.B. für kleine Bäche, wurden erneuert oder saniert. Und alle Bahndämme in großem Umfang wiederhergestellt.
  • 1 elektronisches Stellwerk wurde neugebaut in Ahrweiler. Außerdem wurden 3 Stellwerk-Technikräume errichtet in Bad Bodendorf, Dernau, Kreuzberg. Es wurden 84 Signale neu aufgestellt und 19 Bahnübergänge neu gebaut
  • 10 Bahnhöfe und Haltepunkte wurden saniert oder neu gebaut.
  • 5 Tunnel wurden saniert und für die Elektrifizierung erweitert, und zwar der Saffenburger Tunnel (219 Meter) zwischen Rech und Mayschoß, der Laacher Tunnel (384 Meter), der Reimerzhover Tunnel (156 Meter), der Krähardt-Tunnel (89 Meter) sowie der Engelsley-Tunnel 66 Meter. Die letzten vier Tunnel sind alle zwischen Mayschoß und Altenahr.
  • 885 Masten für die Elektrifizierung wurden neu aufgestellt und 55 Kilometer Oberleitung aufgehängt


Dieser kurze Beitrag soll kein großer Rückblick auf die Wiederaufbauarbeiten sein. Dafür gibt es andere Internetseiten, auf denen man all das, was passiert ist, im Detail nachlesen oder sich anhand von Videos anschauen kann, zum Beispiel auf der Ahrtalbahn-Seite der Deutschen Bahn (https://www.ahrstrecke.de/) oder auf der YouTube-Seite der Agentur Höser: https://www.youtube.com/@RH-202X/videos.


Ich möchte heute kurz über die Wiedereröffnung berichten, die gestern stattfand. Da durften wir als Eisenbahnfreunde Jünkerath natürlich nicht fehlen. Die offizielle Eröffnung fand mittags um 12:00 Uhr statt. Leider waren dort nur geladene Gäste zugelassen, darunter Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder und die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Evelyn Palla. Die übrigen Interessierten konnten Sonderzüge nutzen, die ab 16:22 Uhr auf dem Streckenabschnitt Dernau - Ahrbrück verkehrten. Fahrkarten waren an diesem Tag nicht erforderlich. Alle Fahrten waren kostenlos, ebenso das Essen und die Getränke, die es an verschiedenen Stationen gab.


Wir hatten uns entschieden, den ersten Zug von Ahrbrück bis Dernau zu nehmen und dann nach Altenahr zurückzufahren, wo man ein Festzelt aufgebaut hatte. Gesagt, getan. Als wir mit gutem zeitlichen Vorlauf in Ahrbrück ankamen, standen bereits Menschen am Bahnsteig und warteten auf den Zug. Die planmäßige Abfahrt war um 16:51 Uhr.


Als der Zug, ein Elektrotriebwagen der Baureihe 442, dann mit Verspätung in Ahrbrück ankam, war er ziemlich voll und nur wenige Fahrgäste wollten aussteigen. Auf der Zuglaufanzeige stand: "neue Ahrstrecke". Zum Glück hielt der Triebwagen so, dass wir eine Tür gleich vor uns hatten. Es war zwar eng, aber unser Stehplatz war erträglich und schon bald machte sich unser Triebwagen auf den Weg nach Dernau. Die Stimmung am Bahnsteig und im Zug war entspannt. Die Menschen freuten sich einfach, dass die Wiedereröffnung stattfinden konnte. Als der Zug losfuhr, war es leider schon komplett dunkel, sodass man nicht mehr so fotografieren konnte, wie es wünschenswert gewesen wäre. Aus der Ferne hatte ich einen Aufsichtsbeamten in historischer Uniform der Deutschen Bundesbahn aus den 1970er Jahren gesehen. Später stellte sich heraus, dass es sich dabei um unseren Eisenbahnfreund Stefan Ingenfeld handelte. Normalerweise sind auf der Strecke keine Aufsichtsbeamten vorgesehen, aber an diesem Tag war der Triebfahrzeugführer froh, dass es jemanden gab, der aufpasste, denn das Gedränge an den Bahnsteigen und in den Zügen war groß.


In Dernau stiegen viele Menschen aus und so bekamen wir einen Sitzplatz. Bald setzte sich der Zug wieder in die Gegenrichtung in Bewegung. In Altenahr stiegen wir aus und wollten unseren Hunger stillen. An der Wurstbude gab es zu diesem Zeitpunkt nur noch vegane Wurst. Die Betreiber hatten die Anzahl der Interessierten offenbar unterschätzt. Man sagte uns, neue Würstchen wären geordert und würden bald ankommen. Wir probierten die vegane Wurst und waren so mittelprächtig begeistert. Egal. Weiter ins Festzelt.


Dort trafen wir nicht nur den Nikolaus, der die anwesenden Kinder beschenkte, sondern auch unsere Kollegen von den Ahrtalbahnfreunden. Sie hatten einen eigenen Stand im Festzelt und informierten die Besucher über ihren Verein und das im Aufbau befindliche Ahrtalbahnmuseum. Natürlich nutzten wir die Zeit für eine ausgiebige Unterhaltung unter Gleichgesinnten. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen.


Großes Lob gab es von allen Seiten für die Firma Leonhard Weiss, die die Bauarbeiten an der Ahrstrecke durchgeführt hat. Die Mitarbeiter wurden als fleißig, kompetent und freundlich beschrieben. Dadurch haben sie sich viele Freunde an der Ahr gemacht. 


Wir nahmen den vorletzten Zug nach Ahrbrück. Diesmal bekamen wir gleich einen Sitzplatz. Die Menschenmengen vom Beginn unserer Reise hatten sich auf die Stationen und Züge verteilt.


Das Fazit unserer Reise: wir haben einen historischen Moment erlebt, die Menschen waren bester Stimmung und es gab viele positive Nachrichten. Negative Rückmeldungen haben wir nicht wahrgenommen. Das ist in der heutigen Zeit, in der viele meinen, alles und jeden kritisieren zu müssen, nicht selbstverständlich. Die Freude über den gelungenen Wiederaufbau der Ahrtalbahn war bei allen zu spüren, egal ob bei Verantwortlichen, bei Eisenbahnfreunden oder einfach nur bei den "normalen" Fahrgästen. Schade für die Fotografen war, dass man die Sonderfahrten erst bei bereits einsetzender Dunkelheit machen konnte. Das tat dem positiven Gesamteindruck aber keinen Abbruch.

Abschließend möchte ich noch drei Fotos vom Eröffnungszug präsentieren, die unser Eisenbahnfreund Volkhard Stern mit einer guten Kamera tagsüber bei guten Witterungs- und Lichtverhältnissen aufgenommen hat.

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