Exkursion entlang der Strecke Hillesheim - Gerolstein

Manfred Jehnen • 24. März 2025

Exkursion entlang der Strecke Hillesheim - Gerolstein

Der Museumsbahnhof Ahütte hatte für das verlängerte Wochenende 21 - 24.03.2025 ein Eisenbahn-Wochenende organisiert. In diesem Zusammenhang waren natürlich auch die Eisenbahnfreunde Jünkerath mit von der Partie.


Am 22.03.2025 fand im Eisenbahnmuseum Jünkerath ein Powerpoint-Vortrag zur Eisenbahnlinie Dümpelfeld - Lissendorf - Jünkerath statt. Die veranschlagten zwei Stunden wurden dabei bis auf die letzte Sekunde ausgenutzt. Es hat viel Spaß gemacht, den interessierten Teilnehmern die "Ahrstrecke" näherzubringen.


Einige der Vortragsbesucher waren dann auch am nächsten Tag dabei, als es darum ging, sich auf die Spuren der ehemaligen Eisenbahnstrecke Hillesheim - Gerolstein zu begeben. Der "Schienenersatzverkehr" wurde mit einem der historischen Busse der Firma Hoffmann aus Nohn durchgeführt. Ich war als "Reiseleiter" mit dabei und hatte die Gelegenheit, den knapp 20 Teilnehmern (damit war der Bus komplett belegt) die schon seit mehr als 80 Jahren stillgelegte Strecke näherzubringen.

Das Hillesheimer Viadukt

Streckenportrait


Die Strecke Hillesheim - Gerolstein war Teil einer Reihe von Eisenbahnlinien, die von 1909 - 1912 gebaut wurden und die man im Zusammenhang sehen muss. Folgende Projekte wurden in dieser Zeit durchgeführt:

  • zweigleisiger Ausbau der Ahrtalbahn von Remagen bis Dümpelfeld
  • zweigleisiger Neubau einer Strecke von Dümpelfeld über Ahrdorf - Hillesheim - Lissendorf nach Jünkerath
  • zweigleisiger Neubau der Strecke Jünkerath - Losheim - Weywertz
  • zweigleisiger Neubau einer Verbindungsbahn von Hillesheim nach Gerolstein

Die Strecken waren Teil der strategischen Erweiterung des Eisenbahnnetzes im Rahmen des Schlieffen-Plans. Die Strecke Hillesheim - Gerolstein war außerdem Teil der Ruhr-Mosel-Entlastungslinie, die dem Massengüterverkehr zwischen den Industriegebieten an der Ruhr (Kohle, Koks) und Lothringen (Erz) dienen sollte.


Durch den verlorenen 1. Weltkrieg waren beide Gründe für den Bahnbau obsolet und so verlor die Strecke an Bedeutung. Zeitweise hat man den Personenverkehr sogar komplett eingestellt. Aufschwung gab es erst wieder ab 1933, als die Nationalsozialisten mit staatlichen Programmen und mit dem Westwallbau für Verkehr auf den Eisenbahnen sorgten.


Auch im Zweiten Weltkrieg war Hillesheim - Gerolstein natürlich durch Militärtransporte ausgelastet. Das Militär besiegelte schließlich auch das Schicksal der zweigleisigen Verbindungsbahn. Am 5. März 1945 sprengte die Deutsche Wehrmacht fast alle Brücken der gut 12 Kilometer langen Strecke, darunter auch das Hillesheimer Viadukt. 


Nach dem Krieg wurde die Strecke nicht wieder aufgebaut. Man entfernte den Oberbau, und riss das, was von den gesprengten Brücken übriggeblieben war, nach und nach ab. Ein tiefer Einschnitt bei Dohm-Lammersdorf  wurde ab 1975 sogar als Mülldeponie genutzt und in den Folgejahren mit rund 800.000 cbm Müll verfüllt.


Heute erinnert nur noch wenig an die Eisenbahnlinie, der von den Planern eine wichtige Rolle zugedacht worden war.

Um 10:00 Uhr ging es los. Wir starteten am Museumsbahnhof Ahütte und fuhren über Walsdorf nach Hillesheim zum Bahnhof, der ersten Station der für drei Stunden angesetzten Exkursion.


Folgende Stationen wurden mit dem wunderschönen historischen Bus angefahren:


1. Bahnhof Hillesheim

Der Bahnhof Hillesheim war Unterwegsbahnhof der Strecke Dümpelfeld – Lissendorf – Jünkerath und Anfangsbahnhof der Strecke Hillesheim – Gerolstein. Das Empfangsgebäude ist noch vorhanden, wenn auch in keinem guten Zustand


2. Viadukt Hillesheim

Das Viadukt überquerte das „Bolsdorfer Tälchen“, war 160 Meter lang und wohl das meist fotografierte Objekt der Strecke. Die nach der Sprengung verbliebenen Reste wurden 1964 entfernt. Heute sieht man tatsächlich nichts mehr von dem wunderschönen Bauwerk. Anhand von historischen Fotos wurde an Ort und Stelle an das Viadukt erinnert. Die Teilnehmer der Fahrt waren verblüfft, dass an diesem Ort einmal ein solches Bauwerk gestanden hatte.


3. Brücke bei Dohm-Lammersdorf

Bei km 4,675 der Strecke ist noch eine der über 20 Brücken erhalten, die von 1909 - 1912 von der Eisenbahndirektion Saarbrücken gebaut worden waren. Das war natürlich ein wunderbares Fotomotiv für die Teilnehmer der Exkursion. Vom ehemaligen Haltepunkt Dohm (Kr Daun) ist leider nichts mehr übrig.


4. Schloßbrunnen Gerolstein

Am Schlossbrunnen, zwischen Rockeskyll und Pelm befand sich ein besonders interessanter Streckenabschnitt. Hier trafen fünf Gleise von drei Strecken aufeinander. Das stellte die Planer vor besondere Herausforderungen, denn alle Strecken sollten kreuzungsfrei in den Bahnhof Pelm eingeführt werden. Anhand von Fotos und Messtischblättern habe ich versucht, den Exkursionsteilnehmern nahezubringen, wie die Planer diese Herausforderung gemeistert haben.


5. Bahnhof Pelm

Der Bahnhof Pelm wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Strecke Andernach - Gerolstein 1894/95 errichtet und erhielt mit dem Bau der Strecke Hillesheim - Gerolstein natürlich eine weitere Aufwertung. Nach dem Zweiten Weltkrieg und durch die von der Deutschen Bundesbahn im Laufe der Jahre umgesetzten Rationalisierungen ging es natürlich auch in Pelm bergab. Im März 1975 verkaufte die Bahn das Gebäude mit dem Gelände an die Firma Akdolit, die es einen Monat später abriss. Für die Fahrgäste hatte man nur noch ein Wartehäuschen aufgestellt. Nachdem im Januar 1991 der Personenverkehr auf der Eifelquerbahn eingestellt wurde, war in Pelm endgültig Schluss


Obwohl im ehemaligen Bahnhofsbereich von Pelm nichts mehr fotografiert werden konnte, kamen die Fotofreunde auf ihre Kosten. Bei einem Halt auf der sogenannten "Fotografierbrücke" konnten die Teilnehmer die noch vorhandenen Gleisanlagen der Eifelstrecke und der Eifelquerbahn und in der Ferne natürlich auch die Kasselburg ablichten.


Bahnhof Gerolstein

Der Bahnhof Gerolstein, der sich einmal mehr im Umbau befindet, war die letzte Station der Reise. Er existiert bereits seit 1870 und wurde durch den Ausbau des Schienennetzes in der Region stetig erweitert:


  • 1883: Eröffnung der Westeifelstrecke Gerolstein – Prüm, die schrittweise bis St. Vith weitergeführt wurde (mit den Abzweigstrecken Pronsfeld – Waxweiler und Pronsfeld – Neuerburg)
  • 1895: Eröffnung des letzten Abschnitts (Mayen Ost – Gerolstein) der Eifelquerbahn Andernach Gerolstein
  • 1912: Eröffnung der Strecke Hillesheim - Gerolstein


Das Bw Gerolstein, das im Zuge des Baus der Strecke Hillesheim - Gerolstein errichtet wurde, wurde nur im Vorbeifahren erwähnt. Grund dafür ist, dass es im September 2025 eine gesonderte Veranstaltung dazu geben wird.


Von Gerolstein aus fuhren wir zurück, am ehemaligen Betriebsamt Gerolstein vorbei, nach Ahütte. Fast pünktlich erreichten wir um 13:00 Uhr wieder den dortigen Museumsbahnhof. Mir hat es total viel Spaß gemacht, mit den interessierten Exkursionsteilnehmern die Strecke Hillesheim - Gerolstein ein Stück weit aus der Versenkung zu holen und die Resonanz zeigte, dass es auch den Fahrgästen des historischen Reisebusses gut gefallen hat.


Nachfolgend noch ein paar Impressionen:


Vorläufiger Buchtitel des Buches über die Strecke Hillesheim - Gerolstein

Das Buch zur Strecke


Die Eisenbahnfreunde Jünkerath werden im nächsten Jahr ein Buch über die Strecke Hillesheim - Gerolstein herausgeben.


Uns ist es wichtig, Eisenbahngeschichte zu aufzuarbeiten und zu dokumentieren und das ist gerade bei dieser Bahnlinie notwendig und gleichzeitig eine Herausforderung. Sie bestand nur gut 30 Jahre und ist seit mehr als 80 Jahren stillgelegt. Da ist es nicht ganz leicht, noch Dokumente, Fotos und Informationen zu finden. Auch unser umfassendes Planarchiv gibt zu dieser Strecke nicht viel her.  

Dennoch haben wir im Rahmen der Recherche bereits vieles herausgefunden, was so noch nicht bekannt war. Es ist spannend und hat schon fast etwas von Archäologie und Forschung, sich einem solchen Projekt zu widmen.  


Doch was wäre das Leben ohne Herausforderungen? Das Schreiben des Buches ist eine spannende Aufgabe und ich bin sicher, dass es auch dank der Unterstützung so mancher Eisenbahnfreunde auch eine interessante Lektüre für unsere Leser werden wird.


Das Buch wird natürlich auch viele Informationen zu den Bahnhöfen enthalten, unter anderem zu Gerolstein, das ja eine deutlich längere Bahngeschichte hat als beispielsweise Hillesheim oder Pelm. Im Buch wird auch das Bw Gerolstein behandelt und ich kann Ihnen versprechen, dass in dem Zusammenhang einige bisher nicht bekannte Fakten veröffentlicht werden. 


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