Museumsstück des Monats Oktober 2025: Notgeldschein

Manfred Jehnen • 27. Oktober 2025

Museumsstück des  Monats Oktober 2025: Notgeldschein

Unser Museumsstück des Monats ist diesmal ein Notgeldschein der Deutschen Reichsbahn aus dem Jahre 1923 über sage und schreibe eine Billion Mark. Das Format ist 15 x 8 cm.

Unser Geldschein stammt aus der Zeit der Ruhrbesetzung. Was hatte es damit auf sich? Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung. Wer sich für das Thema interessiert, dem sei das Buch "Deutsches Notgeld / Das Papiergeld der deutschen Eisenbahnen und der Reichspost, Band 13" von Manfred Müller, Anton Geiger und Hans-Ludwig Grabowski empfohlen.


Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Deutschland unter dem Druck der alliierten Siegermächte den Versailler Vertrag unterzeichnet, der dem Land unter anderem auch kaum tragbare Reparationsleistungen in Sach- und Geldwerten aufbürdete. Eine Folge war, dass die Mark ab Juni 1922 dramatisch an Wert verlor. Deutschland war immer weniger in der Lage, die Reparationsforderungen zu erfüllen. Im Januar 1923 eskalierte die Situation. Weil Deutschland mit Kohlelieferungen im Rückstand war, besetzten Franzosen und Belgier das Ruhrgebiet.


Die deutsche Regierung reagierte mit dem Aufruf an die Bevölkerung zum passiven Widerstand. Weite Teile des öffentlichen Lebens standen still und auch viele Eisenbahner beteiligten sich. Sie verließen ihren Arbeitsplatz und sabotierten teilweise darüber hinaus die Aktivitäten der Besatzer, indem sie zum Beispiel in den Stellwerken Schilder abschraubten oder vertauschten. Die französischen und belgischen Eisenbahner kannten sich mit den deutschen Anlagen teilweise nicht aus, sodass es zu vielen Unfällen und anderen Problemen kam. Es gab auch gewaltsame Akte von deutscher Seite in Form von Gleissprengungen etc. Die Besatzer reagierten mit Ausweisungen der Streikenden in rechtsrheinische Gebiete.


Nachdem Ende Juli / Anfang August der Wert der Mark nochmals rapide gesunken war (Dollarkurs am 23. Juli 1923: 350.000 Mark, am 30. Juli 1,1 Millionen Mark), entstand ein bis dahin nie dagewesener Mangel an Zahlungsmitteln. Die Reichsdruckereien kamen nicht mehr hinterher. Deshalb wurde, teilweise genehmigt, teilweise nicht genehmigt, an vielen Stellen Notgeld in Umlauf gebracht.


Auch die 1920 gegründete Deutsche Reichsbahn musste Ersatzgeld beschaffen, um die benötigten Barmittel für Löhne, Gehälter und andere Dinge bereitstellen zu können. So entstand das Notgeld der Deutschen Reichsbahn, Gutscheine, die an allen öffentlichen Kassen eingelöst werden konnten. Sogar einige Reichsbahndirektionen, zum Beispiel Köln, druckten Geldscheine, die allerdings in der Regel nur im jeweiligen Direktionsbereich eingelöst werden konnten.


Die Inflation nahm immer dramatischere Formen an. Die deutsche Regierung gab den Widerstand schließlich auf und die Inflation konnte mit Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 gestoppt werden. Die Menschen konnten ihre Notgeldscheine gegen die Rentenmark eintauschen. Der Umrechnungskurs war 1 : 1 Billion. Im Umlauf befindliche Scheine der Reichsbahn verloren ab dem 16. Juni 1924 ihre Gültigkeit. Der abgebildete Schein wurde am 27.10.1923 herausgegeben (also vor Einführung der Rentenmark) und konnte ab 1. Dezember 1923 eingelöst werden. 


Das Notgeld der deutschen Eisenbahnen ist ein interessantes Sammelgebiet für Eisenbahnfreunde und Numismatiker gleichermaßen. 

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