Umsetzung des Jünkerather Roheisenpfannenwagens - Teil 2

Manfred Jehnen • 25. Juni 2025

Neues Wahrzeichen für Jünkerath

Nun ist es geschafft. Unser Roheisenpfannenwagen steht an seinem neuen Platz. Wenn Sie mich fragen, so hat der Wagen an dieser Stelle das Zeug dafür, in Kombination mit dem wunderschönen Bahnhofsgebäude zu einem neuen Wahrzeichen von Jünkerath zu werden.


Der heutige Tag war nichts für Langschläfer. Mein Wecker klingelte jedenfalls schon um 03:30 Uhr. Wir hatten uns für 05:00 Uhr am alten Museumsstandort verabredet und ich musste noch mein Fahrrad auf den Fahrradträger packen. Weil einige Straßen in Jünkerath wegen des Schwertransportes gesperrt waren, wollte ich schnell mit dem Fahrrad zu den verschiedenen Fotostandorten fahren.


Gegen 04:50 Uhr war ich vor Ort und sah schon von weitem, dass auch die Mitarbeiter der Firma Steil früh aufgestanden waren. Die Motoren der LKW liefen bereits und die Fahrer warteten auf die Freigabe der Fahrt durch die Polizei. Die beiden anwesenden Polizeibeamten nahmen ihre Aufgabe auch ernst und prüften Ladung und Papiere.

Die zu fahrende Strecke war gut zwei Kilometer lang. Sie führte durch die Bahnhofstraße und die Kölner Straße über den Kreisverkehr auf die Gewerkschaftsstraße, über die Eisenbahnbrücke und dann in Richtung des endgültigen Standortes.


Bereits um 04:58 Uhr setzten sich die beiden Tieflader mit Wagen und Pfanne in Bewegung. Die Sicherung nach hinten übernahm Bürgermeister Norbert Bischof mit seinem Kfz. Nachdem ich den Start "im Kasten" hatte, schwang ich mich auf mein Fahrrad und fuhr über Umwege bis zum nächsten Foto- bzw. Videostandort. Dieser befand sich an der Kyll, kurz vor der Einbiegung von der Bahnhofstraße in die Kölner Straße.


Die Kollegen von Steil begrüßten mich mit Lichthupe an meinem Standort. Man kannte sich.... Wir haben die Arbeit der Mitarbeiter auf Schritt und Tritt mit mehreren Kameras verfolgt und sind auch schnell ins Gespräch gekommen. Alle waren nett und zuvorkommend, sodass das "Betriebsklima" während der beiden Tage wirklich perfekt war.


Heute blieb aber zunächst nicht viel Zeit, um solchen Gedanken nachzuhängen. Schnell wieder aufs Fahrrad und zum nächsten Fotohalt. Weil alles so zügig vonstatten ging, war das bereits die Park & Ride-Anlage, das Ziel der Reise.


Dort hatten wir mehrere Fotografen an verschiedenen Standorten positioniert. Zwei Kollegen hatten sich sogar ins Obergeschoss des Bahnhofsgebäudes begeben, von wo aus man einen perfekten Blick auf den Ort des Geschehens hat. Die einzige Sorge der Fotografen am heutigen Tage waren die Lichtverhältnisse, denn wir liefen Gefahr, gegen das Licht fotografieren zu müssen. Das war der Nachteil des herrlichen Sommerwetters, das wir an beiden Tagen genießen durften.


Zusätzlich zu uns "Amateurfotografen" konnten wir noch einen professionellen Fotografen für unser Projekt gewinnen, der mit vier Kameras Videos aus mehreren Perspektiven aufgenommen hat: Rudolf Höser, der sich im Bereich Fotografie und Video einen Namen gemacht hat. Mir war er bekannt durch die tollen YouTube-Videos, in denen er regelmäßig über die Fortschritte der Arbeiten an der Eifelstrecke und der Ahrtalbahn berichtet. Doch damit ist sein Repertoire nicht erschöpft. Machen Sie sich selber ein Bild und besuchen Sie ihn auf seinem YouTube-Kanal  https://www.youtube.com/@RH-202X.


Rudolf Höser war an beiden Tagen da und ich freue mich bereits jetzt auf die beiden Beiträge, die es zu unserer Aktion geben wird. Auch hier war die Zusammenarbeit perfekt.


Doch zurück zum heutigen Morgen. So spannend, wie der Tag begonnen hatte, ging es auch weiter. Nun sollte der Roheisenpfannenwagen auf seinen hoffentlich endgültigen Platz gestellt werden.

An der Park & Ride-Anlage musste allerdings zunächst einmal rangiert werden, damit alle Fahrzeuge auf dem für sie vorgesehenen Platz standen. Das Abladen sollte in umgekehrter Reihenfolge wie das Aufladen erfolgen, das heißt: zuerst der Prellbock, dann der Wagen und zum Schluss die Pfanne.

Die Uhr zeigte 05:20 und die Straßen in Jünkerath waren bereits wieder frei, sodass der normale Verkehr wieder fließen konnte. Für uns hieß es zunächst einmal abwarten, denn der Kranführer war erst für 07:30 Uhr eingeplant. 


Wir nutzten die Zeit für einen Abstecher in unser Eisenbahnmuseum. Um 07:00 Uhr öffneten die ersten Geschäfte, sodass wir Brötchen und Belag für ein rustikales Frühstück kaufen konnten. Unsere Mitstreiter von Steil (und natürlich auch wir) sollten ja nicht hungern. Kurz vor 07:30 Uhr waren wir wieder vor Ort und auch der Kranführer war da. Jetzt erst mal eine kleine Stärkung.

Die Pause dauerte nur kurz. Alle waren ungeduldig und gleich ging es ans Werk. Zuerst wurde der Prellbock an Ketten befestigt und auf das Gleis gehoben.

Das wäre schon mal geschafft. Es ist unfassbar, mit welcher Präzision der Kranführer zu Werke ging. Zwei seiner Kollegen machten dann per Hand das Feintuning. Jetzt wurden die Ketten am Roheisenwagen (noch ohne Pfanne) befestigt. Das gute Stück wiegt immerhin 30 Tonnen.

Auf ein Zeichen hin setzte der Kranführer seine Maschine in Bewegung und ganz langsam hob sich unser Wagen vom Tieflader. Vorsichtig schwebte er Richtung Gleis und wurde noch einmal gedreht, denn wir wollten, dass die "schöne Seite" des Wagens mit der intakten "JÜNKERATH"-Beschriftung in Richtung Gewerkschaftsstraße zeigt. Mit gewohnter Präzision wurde der Wagen kurze Zeit später auf die Schienen gesetzt.

Nun wurde noch etwas rangiert und auch der Prellbock nochmal versetzt. Schließlich sollte das Gesamtbild stimmen und das ganze Ensemble mittig im Gleis stehen. Mittlerweile waren es 08:00 Uhr. Die Arbeiten lagen gut im Zeitplan. Als nächstes wurde der Tieflader mit der 42 Tonnen schweren Pfanne in die Nähe des Krans rangiert.

Als nächstes wurden die schweren Seile an der Pfanne befestigt.

Nun ging es an die letzte entscheidende Aktion dieser beiden Tage. Die Pfanne musste wieder in den Wagen gehoben werden. Auch das stellte für die Steil-Mitarbeiter kein Problem dar.

Nun war der Umzug erledigt. Mittlerweile zeigte die Uhr halb neun. Bis das nächste Foto aufgenommen werden konnte, dauerte es noch fast zwei Stunden. Mittlerweile wussten wir ja, wie lange es dauert, bis alles wieder abgerüstet sein würde, aber es kam uns doch sehr lang vor. Wir waren ungeduldig, denn wir wollten endlich ein Foto unseres Roheisenpfannenwagens vor dem Bahnhof Jünkerath machen, ganz ohne Maschinen.

Das ist doch ein Anblick, der meine Eingangsthese, dass diese Konstellation ein neues Wahrzeichen für Jünkerath werden könnte, unterstreicht. Finden Sie nicht?


Unser Eisenbahnfreund Erik Pütz bot uns dann am Ende noch an, ein Gruppenbild mit dem Vorstand der Eisenbahnfreunde Jünkerath zu machen. Da konnten wir nicht "nein" sagen.


Abschluss und Dank

Es ist wahrscheinlich nicht möglich, alle zu erwähnen, die dazu beigetragen haben, dass diese Aktion erfolgreich gelaufen ist. Ich möchte mich im Namen des Vorstands der Eisenbahnfreunde Jünkerath bedanken:


  • bei Bürgermeister Norbert Bischof für die ganze Vorarbeit, die er für das Projekt geleistet hat und für die Unterstützung, die wir von der Ortsgemeinde Jünkerath bekommen haben,
  • bei den Mitarbeitern der Firma Steil Kranarbeiten GmbH, die einen tollen Job gemacht und sich als professionelles und zudem sehr nettes Team präsentiert haben,
  • bei Rudolf Höser, der sicher mehrere Stunden Filmmaterial über unsere Aktion gedreht hat,
  • bei allen privaten Fotografen, die mit ihren Fotos hoffentlich ordentlich Werbung für uns machen,
  • bei allen, die wir bei der Auflistung ohne böse Absicht vergessen haben.

Sponsoren

Ganz besonders bedanken wir uns natürlich auch bei den Sponsoren, die die Finanzierung des aufwendigen Umzuges unseres Wagens möglich gemacht haben:


Kreissparkasse Vulkaneifel


Weiterführende Informationen

von Manfred Jehnen 24. Juni 2025
Tag 1 der Aktion "Umsetzung des Jünkerather Roheisenpfannenwagens" ist vorbei. Ziel war es, die Pfanne und den eigentlichen Wagen auf zwei Tieflader zu verfrachten, die Tieflader zu parken und den Kran an der Stelle, an der der Roheisenpfannenwagen seine neue Heimat finden soll, wieder aufzubauen.
von Manfred Jehnen 18. Juni 2025
Am 18.06.2025 haben wir unseren Roheisenpfannenwagen und das Umfeld am momentanen Standort in der Straße "Am Römerwall" für den Transport noch etwas aufgehübscht. Man muss sich halt um das "Heavy Metal" kümmern, sonst wachsen daraus im wahrsten Sinne des Wortes die Bäume in den Himmel. Weitere Informationen und Bilder finden Sie im Beitrag.
von Manfred Jehnen 7. Juni 2025
Am 24. und 25. Juni 2025 wird der rund 80 Tonnen schwere Roheisenpfannenwagen der Eisenbahnfreunde Jünkerath mit einem Schwertransport von seinem bisherigen Standort am Römerwall auf ein neues Gleis an der Park & Ride-Anlage gegenüber des Bahnhofs Jünkerath gesetzt. Mehr Informationen zum Hintergrund dieser spektakulären Aktion erfahren Sie im Blog der Eisenbahnfreunde Jünkerath.
von Manfred Jehnen 25. Mai 2025
Die neue EFJ-Info ist da! Unsere Vereinszeitschrift für Mitglieder bietet auf 32 Seiten wieder zahlreiche spannende Themen – unter anderem zur rechtsufrigen Moselstrecke, neuen Exponaten im Museum, einem beeindruckenden H0-Modell der 39 158 und zur Arbeit unserer Dienstagsrunde. In der Rubrik „Eisenbahnhistorisches“ starten wir außerdem eine neue Serie über historische Eisenbahnberufe. Das aktuelle Museumsstück des Monats: die alte Wetterfahne vom Bahnhof Jünkerath. Einen Überblick über alle Themen gibt’s im neuen Blogartikel!
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Unser Museumsstück des Monats Mai 2025 ist eine Wetterfahne aus dem 19. Jahrhundert. Einst zierte das schmiedeeiserne Kunstwerk in Form eines Flügelrades das Dach des Bahnhofs Jünkerath. Heute kann man es auf dem Treppenaufgang des Eisenbahnmuseums Jünkerath bewundern.
von Manfred Jehnen 9. Mai 2025
Am 24. Dezember 1944 wurde der Eisenbahnknotenpunkt Jünkerath Ziel eines amerikanischen Luftangriffs. Einer der beteiligten Piloten, Charles J. Loring, wurde abgeschossen und geriet in Gefangenschaft. Jahrzehnte später führte die Recherche belgischer Heimatforscher zur Zusammenarbeit mit Rainer Helfen vom Eisenbahnmuseum Jünkerath und einem SWR-Fernsehbeitrag, der unter anderem im Museum gedreht wurde.
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Authentische Eisenbahntechnik zum Anfassen: Bei einer Veranstaltung im historischen Bahnhof Witterschlick konnte ich erleben, wie aus einem stillgelegten Stellwerk ein lebendiges Museum geworden ist – mit echten Stellhebeln, Modellbahn und Uniformen. Mehr dazu im aktuellen Blogartikel!
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Patrick Schnieder wird neuer Verkehrsminister. Wir gratulieren herzlich und verbinden damit große Hoffnungen für unsere Region.
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Unser Museumsstück des Monats sind zwei kleine Metallnägel, die große Eisenbahngeschichte erzählen: In unserem Museum befinden sich ein Schwellennagel mit der Jahreszahl „32“ sowie einer mit dem Kürzel „DR“ für die Deutsche Reichsbahn. Diese Nägel wurden einst in Holzschwellen eingeschlagen, um das Verlegejahr oder die zuständige Bahnverwaltung zu kennzeichnen. Sie zeigen eindrucksvoll, wie selbst unscheinbare Gegenstände wichtige Hinweise auf den Bahnbetrieb vergangener Zeiten geben können.
von Manfred Jehnen 10. April 2025
Das Eisenbahnmuseum Jünkerath ist prominent in der aktuellen Ausgabe des Magazins "der schienenbus" vertreten. In der Ausgabe 2-2025 hat Redakteur Marcus Janke dem Museum vier DIN A5-Seiten im Heft gewidmet. Unter der Überschrift "Von der Museumseisenbahn zum Eisenbahnmuseum" beschreibt Marcus Janke den manchmal ganz schön steinigen Weg, den die Eisenbahnfreunde Jünkerath seit ihrer Gründung im Jahre 1986 zurückgelegt haben und gibt den Lesern einen Einblick in unser Museum.